Wenn das Lächeln zu einer Floskel wird
Wie die Frage nach dem Befinden
Gibt es nur noch eines:
Du musst dein Leben ändern.
Diese Versteinerung der Konvention
In deinem Gesicht ist Zeichen
Der Versteinerung der Invention.
Lasse dich nicht bannen
In die Form deiner Vergangenheit
Lasse dich nicht einzonen
Ins Areal des Denkens der andern.
Zone dich um und
Schmelze dahin.
Schon Kinder lernen das Lächeln auf Vorschrift.
Ich habe Freunde
Die niemals lächeln
Und kaum mehr scherzen -
Sie sind mir die Aufrichtigsten
Sie sind mir die Geliebteten.
Und wie mit dem Lächeln
So mit den Wörtern.
Lass dich nicht in die Pflicht nehmen -
Sie sind nicht vernunftbegabt
Auch wenn du schon oft nahe daran warst
Dies zu glauben: Du bist es.
Lass dich nicht in die Pflicht nehmen
Sei kein Bürger
Trage keinen Kittel mit Aufschrift
Opfere die eigenen nicht länger
Den Werten der andern:
Sei der Mensch
Zu dem du berufen wurdest.
Jeder Trottel schafft’s in den Ozean hinein
Aber es braucht eine Göttin
Um aus einem herauszukommen.
Was für Ozeane gilt gilt natürlich auch
Für Labyrinthe und Gedichte. Wenn du zu schwimmen beginnst
Durch Brandungs-Rhythmen und durch den Seetang der Metaphern
Musst du ein guter Schwimmer sein oder eine geborene Göttin
Um aus ihnen herauszukommen.
Schau nur die Seeotter an die wild wippen
Da draußen in der Mitte des Gedichts
Sie schauen so eifrig und ruhig aus beim Spielen da draußen wo das Wasser sich kaum noch bewegt
Du könntest wohl durch all die Wellen und Felsen zu ihnen hinauskommen
In die Mitte des Gedichts und sie berühren
Doch wenn du es im gesegneten Wasser lange genug versucht hast
Genug um wieder zurück zu wollen
Dann erst beginnt der Spaß:
Außer du bist ein Seeotter oder ein Dichter oder etwas Übernatürliches
Wirst du ertrinken mein Lieber wirst ertrinken.
Jeder Grieche kann dich in ein Labyrinth hineinbringen
Aber es braucht einen Helden um aus einem herauszufinden.
Was für ein Labyrinth gilt gilt natürlich auch
Für die Liebe und die Erinnerung. Wenn du dich zu erinnern beginnst.
Die beiden Mauern sind Friedhofsmauern. Der Raum wie die Zeit, die sie umschliessen, gehört ihnen nicht - sie gehören weder zu diesem Raum noch zu dieser Zeit.
Das sind wir, diese beiden Mauern: umfriedend den Raum der Familie. Darin wird gelebt und gestorben. Es ist ein Raum von einer gewissen Hektik, eine Zeit von einer gewissen Enge.
Unser Bemühen konzentriert sich inzwischen nur noch auf das Umhegen, auf das Begrenzen. Aber das ist eine Lüge: wir sind fallende Steine in einer Bemühung, sich zu erreichen - am Ende des Bogens, den wir um den Raum und die Zeit zu ziehen bemüht sind.
Nein, wir werden uns nicht mehr erreichen. Das Tor ist offen oder geschlossen; es ist unsere Hürde, die uns nicht zu überwinden gelehrt wurde. Die letzte Front, die letzte Fron, die wir zu bewältigen haben: dieses Tor niederreissen.
Aber keiner von uns beiden Mauern bemüht sich darum. Hier geht es nur noch um den Bestand oder um das Bröckeln. Fühlst du, wie das Bröckeln mich aufhält? Ist das Bröckeln gar eine Geste hin zu dir? Ein Stein um Stein Hinüberzerfall zu Dir? Du hingegen siehst noch sehr beständig aus.
Die beiden Mauern beginnen
An der Kirche.
Sie scheiden aussen von innen
Und umringen:
Die bleichen Steine bewachsen
Von den Flechten.
Die leichten Tiere durchrascheln
Das Gerechte.
Doch ihnen liegt
Das Tor im Weg:
Ein Bogen „nun?!“
Und aussen liegt
Der krumme Weg
Ungehegt und stumm.
Wie kannst du Herr mich Sünder denn lieben?
Ich selbst bin wie ein fliegender Baum
Der ungewollte Frucht brachte und Lieder…
Wie kannst du Herr mich Sünder denn lieben?
Ich falle stehend und wate im Schaum
Der eignen Schuld - schwächstes der Glieder…
Wie kannst du Herr mich Sünder denn lieben?
Ich selbst verzeih mir Luftigem kaum…
Ich widerstehe
Dem bekannten Wort
Dem blossen Staunen
Dem bekleideten Gefühl -
Ich liefere nicht freiwillig ab
Den Zehnten der Hoffnung.
Ich widerstehe
Dem folgsamen Reim
Den blassen Launen
Dem beschreibenden Kalkül -
Ich nehme nicht freiwillig teil
Am Sabbath des Defizits.
Dies ist mein Ja-Wort.